Von der Tradition zur Moderne
im Jahr 1553 erfolgte durch Ratsbeschluss der Stadt Köln die Gründung der Kölner Börse – damit ist sie die älteste deutsche Warenbörse.
Ende des 16. Jahrhunderts kam der Handel an der Warenbörse fast zum erliegen und wurde erst 1847 durch die 1797 gegründete Handelskammer zu Köln wiederbelebt. Die Warenbörse wurde in die Struktur der Handelskammer eingebunden, was bis in das neue Jahrtausend so bleiben sollte.
Für die Rheinprovinz erlangte die Warenbörse in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in kürzester Zeit eine wichtige Rolle für den Handel mit Agrarprodukten. Dies nicht nur innerhalb der Region sondern auch über die Grenzen der Provinz hinaus. Durch die Lage am Rhein und damit der günstigen Anbindung in die Niederlande waren die hier getätigten Abschlüsse und Notierungen, damals wie heute, von überregionaler Bedeutung. Auch die Schiedsgerichte wurden zu jener Zeit rege genutzt.
Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg beschloss der Börsenvorstand die Wiederaufnahme des Börsenhandels. Kurz nach Wiederbeginn der Kammerarbeit wurden die Bemühungen um den Wiederaufbau der Kölner Börse von Erfolg gekrönt. 1947 konnte man in dem dafür hergerichteten, angemieteten Saal im Gebäude Unter Sachsenhausen 37 die Börse wieder eröffnen. Jeden Freitag trafen sich bis zu 700 Börsenbesucher im Saal und telefonierten nach den Preisnotierungen mit ihren Kunden und pflegten nach getätigten Geschäften Ihre Kontakte mit Partnern aus der Region. Die Produktenbörse war zu einem wichtigen Handelsplatz für Landwirtschaftliche Produkte, darunter Brot-, Futter- und Industriegetreide, Mehl, Mühlenprodukte, Kraftfutter- und Rauhfuttermittel sowie Kartoffeln geworden. Zu Beginn der 1960er Jahre waren in der Kölner Börse sechs Notierungskommissionen tätig.
In der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Börsen (gegründet 1952) wurde die Kölner Börse mit der Federführung beauftragt, unter anderem wurde eine einheitliche Schiedsgerichtsordnung ausgearbeitet und 1955 verabschiedet.
Zum 1. Januar 1974 fusionierte die Kölner und Krefelder Warenbörse, da seit Mitte der 1960er Jahre sich die Produktenbörsen rückläufig entwickelten. Trägerin der Rheinischen Warenbörse zu Köln und Krefeld blieb die IHK Köln, die weiterhin die Geschäftsführung ausübte.
Auch wenn sich in den letzten Jahren, schneller als je zuvor, die Strukturen in der Agrarwirtschaft ebenso geändert haben, wie die Kommunikationswege, Handelsusancen und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, so bleibt die Einrichtung „Warenbörse“ immer noch der öffentliche Ort in der Region, an dem sich alle Mitglieder der Wertschöpfungskette über den Markt für agrarische Wirtschaftsgüter informieren können.
Im Zeitalter moderner Kommunikation sind persönliche Treffen nicht mehr so wichtig wie in der Vergangenheit. Schon seit einigen Jahren finden keine wöchentlichen Börsentreffen mehr statt und auch die Notierungskommissionen stimmen sich mittlerweile per Fax, E-Mail und Telefonkonferenz ab.
2007, 160 Jahre nach der Wiederbelebung der Warenbörse durch die Handelskammer zu Köln, erfolgte die Eintragung des Vereins "Rheinische Warenbörse e. V." in das Vereinsregister der Stadt Köln, seit dem ist die Agrarbörse nicht mehr Teil der Industrie- und Handelskammer zu Köln, aber durch die Geschäftsführung immer noch eng mit der Kammer verbunden.
Trotz moderner Kommunikationswege, lebt eine Warenbörse durch die persönlichen Kontakte der Mitglieder. Um dieses Netzwerk weiter mit Leben zu füllen, findet jährlich im Juni der Westdeutsche Börsentag statt. Eine Netzwerkveranstaltung die weit über die Grenzen des Rheinlandes von Bedeutung erlangt hat. Dies zeigt, dass Tradition unmittelbar zur Zukunft gehört.